"So landen Menschen am Pranger!“ - Interview mit Dr. Carsten Brennecke in der ZEIT
Im Gespräch mit der ZEIT erklärt HÖCKER-Partner Dr. Carsten Brennecke am Beispiel von Kardinal Woelki, Schönbohm und anderen, wie aktivistischer Kampagnenjournalismus Menschen zerstört, wie man sich dagegen wehren kann und warum sich Journalisten mit einseitigem Aktivismus keinen Gefallen tun.
Carsten Brennecke zieht eine vernichtende Bilanz der deutschen Presseberichterstattung über Kardinal Woelki. Nach dem jüngsten »Porno-Skandal« um Mitarbeiter des Bistums, die versucht haben sollen, auf Pornoseiten im Internet zuzugreifen, kritisiert Brennecke schwere Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht. So habe die BILD-Zeitung widerrechtlich den Namen und das Foto eines hochrangigen Priesters aus dem Bistum genannt. Brennecke: „Er wurde an den Pranger gestellt. Und zwar für etwas, das in Deutschland legal ist. Pornos schauen ist nicht strafbar.“ Was BILD getan habe, sei ein klarer Rechtsbruch: „Ich halte die Erkennbarmachung ganz grundsätzlich für unzulässig.“
Brennecke geht in seiner Kritik aber noch weiter. Er sieht den Kölner Kardinal als Presseopfer: „Man will Woelki beschädigen, und sei es, indem man seine Mitarbeiter mit dem Porno-Vorwurf fertigmacht.“
Brennecke sieht den Kölner Dauerskandal als Beispiel für ein größeres Problem: Persönlichkeitsrechte würden in Deutschland schlecht geschützt. Die Entschädigungssummen seien zu gering, würden niemanden abschrecken: „Was manche Journalisten anrichten, indem sie gegen die Regeln der Verdachtsberichterstattung verstoßen, das nenne ich kalkulierten Rechtsbruch.“
Er warnt: „Auch namhafte Medien berichten zunehmend unausgewogen und überschreiten juristische Grenzen. Journalisten benutzten immer mehr durchgestochene Informationen, ohne sie zu prüfen. Weder werde die Quelle hinterfragt noch die Gegenseite fair zitiert. Das unterhöhlt das Vertrauen in den Rechtsstaat.“
Er warnt zudem vor Framing und Canceln: „Canceln zielt darauf ab, Dich mundtot zu machen und gesellschaftlich ins Abseits zu stellen.“ Gegenwehr heiße, selbstbewusst rauszugehen und das Heft in die Hand zu nehmen.
Zuletzt fordert Brennecke die deutschen Richter auf, Persönlichkeitsrechte besser zu schützen: „Wer am Pranger steht, der verliert Job und Reputation. Von zehn Freunden bleibt vielleicht einer übrig.“ Er höre diese Geschichten ständig: „Sie machen mich wütend.“
Das Ganze Gespräch gibt es in der Print-Ausgabe der Zeit vom 07.09.2023 und online hier: https://www.zeit.de/2023/38/erzbistum-koeln-kardinal-woelki-carsten-brennecke