Essay: Correctiv-Bericht – Chronik einer Entzauberung

Ein Jahr nach der Veröffentlichung des aufsehenerregenden Correctiv-Berichts ist von den reißerischen Thesen wenig übriggeblieben. Zahlreiche Gerichtsentscheidungen haben falsche Inhalte, die Ängste schürten, verboten. Und es kommt noch schlimmer für Correctiv - gegen die Hauptaussagen im Bericht sind nun Klagen eingereicht, und zwar gegen die Correctiv gGmbH selbst, wie auch gegen die fünf Correctiv-Mitarbeiter Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Jean Peters, Gabriela Keller.

Kalkulierte Empörung – wie alles begann

Am 25. November 2023 findet in der Villa Adlon am Lehnitzsee in Potsdam ein Treffen statt. Es nehmen Politiker der AfD daran teil, auch CDU-Politiker und Mitglieder der CDU sind vertreten, Unternehmer und der österreichische Aktivist und Autor Martin Sellner hält einen Vortrag. Angeblich mit dabei und immer noch unbekannt ein Informant. Diese Person soll das Treffen für das spendenfinanzierte Medienunternehmen Correctiv ausgespäht haben.

Am 10. Januar 2024 veröffentlicht Correctiv einen Bericht über das Treffen mit dem Titel Geheimplan gegen Deutschland“. Im Lead - der Einführung des Artikels - fasst Correctiv die zu erwartenden Inhalte für den Leser so zusammen: „Von diesem Treffen sollte niemand erfahren: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.“

Auf insgesamt 25 DIN A4 Seiten tragen die Autoren zusammen, was sich vermeintlich auf dem Treffen ereignet haben soll. Dabei greifen sie auf eine ungewöhnliche Form der Berichterstattung zurück, die eher an eine Märchenerzählung erinnert als an ein journalistisches Erzeugnis. Ein Ausschnitt aus dem Prolog:

Prolog – Hinter den Kulissen
Es ist der Morgen des 25. November, kurz vor neun Uhr, ein trüber Samstag. Auf den geparkten Autos im Hof sammelt sich Schnee. Was sich an dem Tag im Landhaus Adlon abspielt, wirkt wie ein Kammerspiel – doch es ist Realität.

Die Methode Correctiv

Erster Akt im Kammerspiel von Correctiv – Das Märchen beginnt

Und schon sind wir beim Thema, denn die Realität von Correctiv hat nichts mit der gängigen Definition von Realität zu tun: Als Realität wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als real gilt zum einen etwas, das keine Illusion ist und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen einer einzelnen Person abhängig ist. Realität unterscheidet sich damit klar von Wunschdenken und Interpretationen, also einfach sagen, was ist.

Um zu überprüfen, wie viel Realität im Correctiv-Bericht steckt, braucht es nur drei Textmarker in verschiedenen Farben, ein bisschen Zeit und einen gesunden Menschenverstand. Im Bericht von Correctiv über das Potsdam-Treffen finden sich nämlich Wertungen, Interpretationen und Tatsachen. Die Tatsachen sind dabei stark unterrepräsentiert und das belegt, dass Correctiv so gut wie keine Fakten in dem Beitrag liefert. Stattdessen arbeitet Correctiv mit irreführenden Wertungen und Interpretationen, die selbst versierte Journalisten und ganze Redaktionen in der deutschen Medienlandschaft in die Irre geführt haben. Zur „Methode Correctiv“ gehört auch, dass eine Vorankündigung für ihren Bericht einen Tag vor der Veröffentlichung an einen großen Presseverteiler ging. Als Teaser wiesen sie daraufhin, dass sich etwas Großes in Potsdam ereignet hat. Die Redaktionen waren also alarmiert und mit den reißerischsten Informationen bereits gefüttert. Als am kommenden Tag, den 10. Januar 2024, dann der gesamte Artikel veröffentlicht wurde, wollte jede Publikation mit dabei sein. Es regnete Berichte, es wurde verurteilt, es wurde sich empört und die Teilnehmer standen am Pranger. Dank Schnelligkeit vor Sorgfalt brannten in den Redaktionen die Sicherungen durch. Keine Zeit und/oder Interesse, die Teilnehmer anzurufen oder anzuschreiben, um sie zu befragen, was sich denn in Potsdam zugetragen hat, ob sie das alles bestätigen können oder ob es alles ganz anders war.

Das klingt unglaublich? Ist leider wahr und gerichtsfest: Keine Zeit für Recherche, da tagesaktuell – so lautete nämlich die Erklärung des ZDF vor Gericht, als sich das heute journal für seine falsche Correctiv-Berichterstattung rechtfertigen musste. Aber dazu später mehr, jetzt erstmal weiter in der Dramaturgie.

Zweiter Akt im Kammerspiel von Correctiv – Empörung und Ängste schüren

Ein Kammerspiel erzählt eine Geschichte. Geschichten benötigen einen Spannungsbogen. Zu Beginn steht immer ein Problem oder eine Herausforderung. Auf dem Weg zum Höhepunkt spitzt sich diese Situation zu und die Geschichte erfährt eine Wende. Wie diese ausfällt, entscheidet, ob am Ende ein Happy End oder eine Misere steht.

Correctiv hat mit seinem Beitrag die Medien in Deutschland ab dem 10. Januar 2024 so instrumentalisiert, dass selbst renommierte Nachrichtensendungen wie Tagesschau, heute-journal und zahlreiche Verlagshäuser unbewiesene falsche Behauptungen wie „auf dem Potsdam-Treffen wurde die millionenfache Ausweisung deutscher Staatsbürger geplant“ veröffentlichten.

Wie ein Lauffeuer breitete sich die Geschichte aus, die ähnlich wie bei einer Stillen-Post-Übung von Mal zu Mal immer fantastischer wurde. Hunderttausende Menschen kamen in Deutschland im Winter 2024 auf die Straßen. Darunter waren Prominente, Politiker, Bürger mit ihren Kindern. Sie trieb an, dass angeblich eine Ausweisung von Millionen Menschen aus Deutschland, darunter auch deutsche Staatsbürger, bevorstehe. Bundesweit gehen an einem Wochenende fast eine Million Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße. Alle hatten Angst und äußerten diese auch, wie ein junges Mädchen in der WDR-Sendung „aktuelle Stunde“ vom 21.01.2024 auf einer Demonstration in Köln:

„50% meiner Freunde sagen wir jetzt mal, bestehen aus welchen, die von der AfD hier nicht geduldet würden und ich möchte halt meine Freunde behalten.“

Dem Mädchen ist nicht vorzuwerfen, dass es den Bericht nicht gelesen oder verstanden hat. Correctiv hingegen ist vorzuwerfen, dass sie Ängste mit einem vagen Bericht schüren und damit andere Medienhäuser mit in den Glaubwürdigkeitsabgrund reißen. Nicht alle Medien ließen sich von der märchenhaften Darstellung des Correctiv-Berichts einlullen. Doch die Echokammern waren schnell etabliert, existierten unabhängig voneinander und spalteten die Gesellschaft.

Fast ein Jahr später zieht der Leipziger Demokratieforscher Oliver Decker in einem dpa-Bericht vom 03.12.2024 Bilanz und stellt fest, nach der Correctiv-Enthüllung des sogenannten Potsdamer Treffens rechter Politiker hätten vor allem Menschen demonstriert, die sich als Mitte-links verstünden. „Es ist ein relevanter Teil der Gesellschaft, aber es ist natürlich nicht die Mehrheit“, sagte Decker. Es sei die Frage, wie man „Bündnisfähigkeiten“ eher konservativer Menschen Mitte-rechts herstellen könne, denn es gehe um die Abwehr von Extremismus. „Wir können auf die in der Mobilisierung nicht verzichten“, sagte Decker.

Diese Erkenntnis zeigt, dass es gefährlich ist, Menschen zu empören und mit Ängsten auf die Straßen zu locken, wenn die Geschichte bei näherer Betrachtung in sich zusammenfällt. Das hätte vermieden werden können, und zwar durch die journalistische Sorgfaltspflicht der Medien, die ab dem 10. Januar über die Correctiv-Enthüllungen berichteten. Wenn Correctiv schon nicht in der Lage ist, Fakten über ein Treffen zu liefern, und stattdessen ein Schauermärchen mit allen Mitteln des Storytellings daraus macht, dann sind die Journalisten im Land gefragt. Doch die Geschichte war wohl zu gut, um nicht wahr zu sein.

Der höchste Punkt im Spannungsbogen ist erreicht, die Entzauberung beginnt.

Dritter Akt im Kammerspiel von Correctiv – Tatsachen kommen ans Licht

Die PISA-Studie bescheinigt seit Jahren Schülerinnen und Schülern in Deutschland immer wieder neu, dass sie große Schwächen im Bereich Textverständnis haben. Dass dieses Unvermögen auch in vielen Redaktionen in Deutschland vorherrscht, war bislang unbekannt. Die Unterscheidung zwischen Wertungen, Fakten, Zitaten, Kommentaren und Interpretationen lernen Kinder in der Schule im Deutschunterricht. Dieses Wissen ist essenziell, um sich im Alltag zurechtzufinden und Informationsquellen bewerten und beurteilen zu können. In Zeiten von Social Media sind diese Fähigkeiten wichtiger denn je, denn Influencer, Lügenbarone, zwielichtige und schillernde Gestalten ziehen wie Rattenfänger durchs Netz und sammeln Ahnungslose ein. Zugegeben, der Correctiv-Bericht war ganz schön verzwickt geschrieben. Doch wer sich die Zeit nahm, ihn in Ruhe und mit kühlem Kopf zu lesen, erkannte schnell, dass es kaum Fakten gab.

Teilnehmer, die auf dem Treffen in Potsdam waren, zeigten sich überrascht darüber, was dort besprochen worden sein soll. Insbesondere Dr. Ulrich Vosgerau, CDU-Mitglied, Rechtsanwalt und Staatsrechtsdozent, wollte das nicht hinnehmen. Und so landeten zahlreiche Berichte über das Correctiv-Pamphlet vor Gericht ebenso wie der Correctiv-Bericht selbst. Das Ergebnis, es hagelte Verbote.

Hier die Liste der Urteile, die Höcker Rechtsanwälte für Prof. Ulrich Vosgerau gegen Correctiv und die Correctiv-Berichterstattung erstritten hat:

  • Rechtskräftig anerkanntes Verbot Landgericht Hamburg gegen Correctiv: Falschbehauptung zum Inhalt des Vortrags Vosgeraus auf dem Potsdam-Treffen
  • Rechtskräftig anerkanntes Verbot des Landgerichts Hamburg gegen Correctiv-Geschäftsführer David Schraven: Verbot seiner Falschbehauptung, das LG Hamburg habe die Darstellungen Correctivs rund um die angeblichen Remigrationsplanungen gerichtlich geprüft und bestätigt.
  • Verbot des Oberlandesgerichts Hamburg gegen den NDR: Wegen der Falschbehauptung der Tagesschau, in Potsdam sei die Ausweisung deutscher Staatsbürger geplant und der Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft diskutiert worden.
  • Verbot des Landgerichts Hamburg gegen die Falschbehauptung von Campact: In Potsdam sei eine „Zwangsdeportation“ von Deutschen mit Migrationshintergrund das Hauptanliegen gewesen, sowie Ziel, Deutschen mit Migrationsgeschichte das Wahlrecht zu entziehen.
  • Verbot des Landgerichts Hamburg gegen die Falschbehauptung des ZDF: Im heute journal, in Potsdam sei die Deportation von Millionen Menschen, auch solcher mit deutscher Staatsbürgerschaft, geplant worden und es sei um die Idee gegangen, Millionen Menschen abzuschieben, auch solche mit deutschem Pass.
  • Rechtskräftig anerkanntes Verbot des Landgerichts Hamburg gegen den SWR: Zur Falschbehauptung, in Potsdam sei die Ausweisung von unliebsamen Deutschen mit Migrationshintergrund geplant worden.
  • Rechtskräftig anerkanntes Verbot des Landgerichts Hamburg: Gegen die Grüne Bürgerschaftsfraktion Hamburg, die Teilnehmer seien in Potsdam zusammengekommen, um die Deportation von unliebsamen deutschen Staatsbürgern ins afrikanische Ausland zu besprechen.

Vierter Akt im Kammerspiel von Correctiv – Markante Risse in der Correctiv-Legende

In Anbetracht dieser erfolgreichen Verfahren gegen die Folgeberichte zahlreicher Medien über den Ursprungsbeitrag von Correctiv wirkt es bizarr, dass Ende 2024 die Fachzeitschrift „Medium Magazin“ die fünf Akteure von Correctiv zu den Journalistinnen und Journalisten des Jahres wählte. Das Team - bestehend aus Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Gabriela Keller und Jean Peters - wurde von der Jury für die Recherche "Geheimplan gegen Deutschland" ausgezeichnet. Die Begründung der Jury liest sich realitätsfern: „Durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen - von klassischer Recherchearbeit über Faktencheck, Kommunikation und Rechtsberatung - konnte die Recherche präzise durchgeführt und rechtlich abgesichert werden. Gegenüber juristischen Angriffen verteidigte das Correctiv-Team bis zuletzt seine Recherche erfolgreich."

Anders und besonnener ging es bei der Verleihung des „Deutschen Reporter:innen Preises“ für das Jahr 2024 zu. In der Kategorie Investigativtext ging das Jury-Mitglied Claus Kleber, ehemaliger Moderator des ZDF-heute-journals, auf den Correctiv-Text ein, der nominiert war, und erklärte, warum dieser keinen Preis verdient habe. Der Text zeige zwar eine Investigativleistung, doch der Reporterpreis honoriert keine Wirkung, sondern einen Text. Stattdessen wurde ein anderer Text ausgezeichnet, der nicht „nach Effekten hascht“, „keine Richtung verfolgt“ und nichts „aufbausche“, so Kleber in seiner Laudatio.

Und es gab noch mehr Kritik am Correctiv-Bericht. Im medienkritischen Blog Übermedien analysierten der Chefredakteur der Legal Tribune Online, Journalist und Jurist Felix Zimmermann, der Medienjournalist Stefan Niggemeier, sowie der Leiter der renommierten Journalistenschule Henri-Nannen-Schule und Journalist Christoph Kucklick in einem gemeinsamen Beitrag den Correctiv-Bericht kritisch und kamen zu dem Ergebnis:

„Richtig ist: Der Text ist misslungen, das Verhalten von Correctiv nach der Veröffentlichung fragwürdig und die Berichterstattung vieler Medien eine Katastrophe.“

Ausdrücklich stellen die Autoren fest, dass der Correctiv-Bericht „journalistisch schwach“ ist und begründen dies wie folgt:

„Er unterstellt, statt zu belegen, er raunt, statt zu erklären, er interpretiert, statt zu dokumentieren.“

Die Autoren werfen Correctiv vor, durch schwammige Aussagen im Bericht eine systematische Unsicherheit über das erzeugt zu haben, was sich in Potsdam tatsächlich zugetragen hat. Kritisiert wird insbesondere, dass durch manipulative Aussagen, die zwar aufgrund des Wertungsgehalts presserechtlich nicht angreifbar sind, gleichwohl aber journalistisch höchst unseriös seien, bei Lesern und Medien der falsche Eindruck erweckt wurde, in Potsdam sei die Ausweisung deutscher Staatsbürger geplant worden. Diese Kritik wird wie folgt formuliert:

„Und das Schlimmste: Correctiv erzeugt eine systematische Unsicherheit über das, was eigentlich die Aussage des Artikels ist und worin der Skandal von Potsdam besteht. …
Aber die Erzählung von Correctiv ging weit darüber hinaus. Sie suggerierte, dass in Potsdam gemeinsam die Vertreibung von Millionen Menschen nach rassistischen Kriterien inklusive der Ausweisung auch deutscher Staatsbürger geplant wurde. Das will Correctiv aber gar nicht gemeint haben, wie das Recherchekollektiv inzwischen sogar vor Gericht zu Protokoll gegeben hat. Der Text behauptet also Dinge, die er nicht behauptet – man muss es so merkwürdig sagen. …
Das Stück erzeugt, was ein guter journalistischer Text unbedingt vermeiden sollte: Es sät beständig Zweifel an sich selbst. Bei jeder erneuten Lektüre möchte man wieder bei Correctiv anrufen und nachfragen, was denn tatsächlich gesagt wurde, was denn wirklich los war. …
Besonders problematisch wird die Kombination aus Nichtbeleg und Großdeutung, wenn es um den massivsten Vorwurf im Bericht geht, nämlich die vermeintliche Ausweisung deutscher Staatsbürger. …
Die Recherche fasst also im Ergebnis etwas zusammen, was von den vorherigen Ausführungen nicht getragen ist. Und es wird noch verrückter: In einem der zahlreichen Gerichtsverfahren hat Correctiv sogar klargestellt, dass es „zutreffend“ sei, dass „die Teilnehmer*innen nicht über eine rechts-, insbesondere grundgesetzwidrige Verbringung oder Deportation deutscher Staatsbürger gesprochen haben“. Wer von den vielen Leuten, die alarmiert durch die Berichterstattung auf die Straße gegangen sind, weiß, dass Correctiv gar nicht über „Deportationspläne“ berichtet haben will? Wer von ihnen weiß, dass Correctiv vor Gericht sogar ausdrücklich festgestellt hat, solche Pläne seien nicht besprochen worden? Stattdessen bekamen manche den Eindruck, dass womöglich alsbald Deutsche mit Migrationshintergrund des Landes verwiesen werden würden.
Presserechtlich kann Correctiv damit durchkommen, guter Journalismus ist es sicher nicht, Sachverhalten durch aufbauschende Wertungen eine völlig neue Dimension zu geben.“

Im nächsten Akt muss sich die von der Jury hochgelobte Rechtsberatung beweisen. Denn Justitia ist bekanntlich blind, aber nicht dumm. Es hagelt Klagen in der Hauptsache gegen Correctiv.

Fünfter Akt im Kammerspiel von Correctiv – Showdown: Angriff auf die Kernaussagen

Die fünf Reporterinnen und Reporter von Correctiv bekamen Ende 2024 Post. Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Gabriela Keller und Jean Peters müssen sich für ihre Recherchen und den Bericht "Geheimplan gegen Deutschland" persönlich vor Gericht verantworten. Dr. Ulrich Vosgerau und ein weiterer Teilnehmer des Treffens haben den Kern des Correctiv-Berichts angegriffen. Warum? Weil die Story inzwischen so ausgehöhlt ist, dass im Zentrum nur noch ein fauler Kern ist.

Der Correctiv-Bericht hat zahlreiche Medien so in die Irre geführt, dass sie in Folgeberichten Falschbehauptungen verbreiteten, die reihenweise verboten wurden. Sie alle hatten sich unter Berufung auf ihr Verständnis des Correctiv-Artikels vom 10.01.2024, in Potsdam sei die Ausweisung, Abschiebung oder Deportation deutscher Staatsbürger geplant, besprochen oder diskutiert worden, zu falschen Berichten verleiten lassen.

Die Correctiv-Aussagen wurden durch die Teilnehmer von Beginn an als irreführend kritisiert. Presserechtlich bewegen sie sich an der Grenze zwischen Falschbehauptungen und gerade noch zulässigen Meinungsäußerungen. Doch diese Grenze ist nun überschritten, wie die zahlreichen Falschberichterstattung als Folge des Correctiv-Berichts belegen. Wenn etablierte Medien reihenweise nicht erkennen, dass es sich im Correctiv-Bericht um Meinungsäußerungen handelt, dann liegt der Verdacht nahe, dass Correctiv Falschbehauptungen verbreitet hat. Deshalb klagen jetzt die Teilnehmer.

Egal, wie das Verfahren ausgeht, selbst wenn das Gericht feststellen sollte, dass es sich bei einigen Aussagen um zulässige Wertungen handelt, wäre das für die Teilnehmer und die Gesellschaft immer noch ein Gewinn. Denn dann wäre auch gerichtlich endgültig festgestellt, dass der Correctiv-Bericht an entscheidenden Stellen nur wolkige Wertungen enthält.


Und zum Schluss ein Blick zurück auf den Correctiv-Bericht vom 10.01.2024. Er endet mit einem Epilog:

Epilog - Am Abend danach ist alles still. Das Hotel wirkt wie ausgestorben. Nur ein leichtes Fernsehflackern kommt aus der Juniorsuite.

Vielleicht ist dieses Szenario ein Sinnbild für die Zukunft des spendenfinanzierten Medienunternehmens Correctiv.

Ein möglicher Epilog in 2025 könnte sein:

Die Correctiv-Redaktion in Berlin ist verlassen. Nur der Widerschein eines Computerbildschirms wirft sein mattes kaltes Licht in ein Büro. Der letzte Artikel von Correctiv über ein Treffen in der Schweiz ist gefloppt. Kaum ein Medium griff ihn auf, denn Erkenntnisgewinn und Faktenlage waren gering. Die Medienhäuser in Deutschland sind wachsamer und kritischer geworden. Jetzt verdienen die Correctiv-Mitarbeiter ihr Geld mit Storytelling-Workshops. Ein gutes Geschäft für die vielen Selbstverlage, die dank der Correctiv-Schulungen viele neue Autoren gewinnen konnten.

Ein Essay von Dr. Carsten Brennecke