Bilanz zum Einjährigen der Correctiv-Berichterstattung: Verheerendes Presseecho
Mittlerweile hat sich die Veröffentlichung des Correctiv-Berichts zum Potsdam-Treffen vom 10.01.2024 gejährt. Während es in der ersten Zeit nach Veröffentlichung des Artikels in der Presse Zustimmung gab, hat sich die Wahrnehmung insbesondere auch im Kreis der Journalisten mittlerweile gewendet:
Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Correctiv-Berichts vom 10.01.2024 fiel das Presseecho zum Jahrestag des Berichts durchgehend negativ, kritisch und damit aus Sicht von Correctiv verheerend aus. Es ist bemerkenswert, dass es zum Jahrestag keinen einzigen Pressebericht gab, der den Correctiv-Bericht ein Jahr nach seiner Veröffentlichung noch positiv hervorgehoben und gelobt hat.
Vielmehr wurde dutzendfach nicht nur darüber berichtet, dass und wie sich der Bericht als irreführend und falsch herausgestellt hat und deshalb gegen diesen geklagt wird.
Es wurde zudem das Ergebnis einer aufwändigen Gegenrecherche zum Correctiv-Bericht durch die ZEIT veröffentlicht.
Die Ergebnisse der ZEIT-Gegenrecherche sind ein Super-Gau für Correctiv: Denn das Ergebnis der ZEIT-Gegenrecherche zum Potsdam-Berichts ist, dass die Kernaussagen nichts sind als heiße Luft:
Die ZEIT hat sich in einer langen und tiefgehenden Gegenrecherche dem Correctiv-Artikel vom 10.01.2024 zum Potsdam-Treffen gewidmet. Sie hat in einer aufwändigen monatelangen Recherche zwölf Teilnehmer des Potsdam-Treffens ebenso befragt, wie den für den Correctiv-Bericht hauptverantwortlichen „Redakteur“ Jean Peters und der Chefredakteur Justus von Daniels.
Untersucht hat die ZEIT, Zitat: „Die Frage ist allerdings, ob die Kernthese des Correctiv-Texts zutrifft: dass die Potsdamer Konferenzgäste die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland geplant hätten.“
Das Recherche-Ergebnis der ZEIT: Alle Teilnehmer des Treffens bestreiten die Kernaussagen Correctivs, dass es in Potsdam, Zitat aus dem Correctiv-Bericht, „einen Masterplan zur Ausweisung von deutschen Staatsbürgern“ gegeben habe oder aber eine „Ausbürgerungsidee“ in Martin Sellners Vortrag, also den Plan, die deutsche Staatsbürgerschaft zu entziehen. Zitat ZEIT: „Alle Teilnehmer des Treffens, mit denen die ZEIT gesprochen hat, bestreiten das. ,Es ist nie über millionenfache Vertreibung gesprochen worden‘, sagt Wilhelm Wilderink. ,Es gab keine Planung, es gab auch keinen Austausch darüber‘, sagt Gerrit Huy.“
Gut, möchte man sagen, dass die 12 Teilnehmer des Treffens die Darstellung bestreiten, mag eine Sache sein. Doch was sagen die Correctiv-Redakteure der ZEIT auf die Frage, was sich dort zugetragen hat? Die ZEIT dokumentiert, dass der „Journalist“ Jean Peters, der als Hauptverantwortlicher für die „Recherche“ vor Ort war, auf Befragen der ZEIT als Quelle ein Totalausfall ist. Er kann nicht bestätigen, dass in Potsdam das gesagt wurde, was Correctiv berichtet hat, Zitat:
„Peters ist auskunftsbereit, aber auf einfache Fragen nach dem, was in Potsdam geschah, reagiert er bisweilen unwillig: ,Wirklich? Ist das die Frage?‘ Ein anderes Mal fragt er: ,Was machen wir hier gerade?‘“
Doch die ZEIT setzt nach und fragt, ob es in Potsdam überhaupt um „Vertreibung“ ging. Peters dazu, Zitat: „Fragt man Jean Peters, den Haupt-Rechercheur des Artikels, ob das Wort ,Vertreibung‘ bei dem Treffen jemals gefallen sei, zögert er kurz. Und sagt dann: Nein. ,Aber natürlich war es gemeint.‘"
Damit bestätigt selbst Peters, dass noch nicht einmal das Wort „Vertreibung“ gefallen ist. Die Kernaussagen des Berichts, es habe einen „Masterplan zur Ausweisung von deutschen Staatsbürgern“ gegeben, oder aber eine „Ausbürgerungsidee“, also die Idee zum Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft, bestätigt Peters erst recht nicht. Und was sagt der Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels auf die Fragen der ZEIT, was sich dort zugetragen hat? Laut ZEIT-Bericht sagt er: Nichts.
Correctiv hat somit das ganze Land über ein Jahr hinweg mit der irreführenden und falschen Darstellung genarrt, in Potsdam habe es einen Masterplan zur Ausweisung deutscher Staatsbürger und eine Ausbürgerungsidee gegeben. Konfrontiert mit den Aussagen der Teilnehmer, dass dies alles so nicht geschehen ist, widersprechen die hauptverantwortlichen Redakteure Jean Peters und Justus von Daniels nicht. Damit hat sich die größte Medieninszenierung des Jahres 2024 in Luft aufgelöst.
Und mehr noch, die ZEIT hält fest, Zitat: „Nach der Veröffentlichung des Artikels im Januar sprach das ganze Land über angeblich geplante "Massendeportationen", verschiedene Medien und Institutionen benutzten das Wort, obwohl es im Correctiv-Artikel gar nicht stand. Und obwohl Correctiv selbst erklärt, das Wort sei in Potsdam nicht gefallen. Dennoch ist offenbar der lebhafte Eindruck entstanden, es sei genau darum gegangen.“
Während die Legende angeblicher „Massendeportationen“ infolge des Correctiv-Berichts durch alle Medien geisterte und von vielen Politikern bereitwillig ventiliert wurde, bleibt auch an dieser Stelle nichts zurück.
Der Bericht der Zeit ist hier abrufbar:
https://www.zeit.de/2025/02/potsdamer-treffen-afd-correctiv-abschiebung/komplettansicht
Auch die WELT hat sich zum Jahrestag des Correctiv-Berichts in einem langen Beitrag insbesondere den negativen Auswirkungen des Artikels gewidmet, nämlich der nachhaltigen Beschädigung des Rufs des deutschen Journalismus:
Die WELT dokumentiert einerseits, wie die irreführenden Falschbehauptungen Correctivs das Leben der Teilnehmer nachhaltig beschädigt haben, Zitat:
"Durch den „Correctiv“-Text sei ihr Leben zur Hölle geworden, erklärt Simone Baum, Mitglied der Werteunion. Zahlreiche Menschen hätten sich von ihr abgewandt, es sei zu Nachstellungen und bedrohlichen Situationen auch im privaten Umfeld gekommen. „Auch wenn mittlerweile zum Glück immer breiter durchdringt, dass die Kernaussagen des ‚Correctiv‘-Berichts irreführend und falsch waren, bleiben Schäden im beruflichen und privaten Bereich zurück.“
Doch es kommt für Correctiv noch dicker: Medienwissenschaftler rechnen laut WELT mit der Desinformation Correctivs ab, Zitat:
„In dem Wissen, dass der Bericht sehr lang ist und von den meisten Lesern nur überflogen werden würde, hat ‚Correctiv‘ den Text so gebaut, dass vor allem die Schlagzeile und das Fazit, das von den Rechercheergebnissen gar nicht gedeckt war, im Gedächtnis bleiben.“ sagt Christian Pentzold, Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig. Im Zusammenspiel mit der „unsauberen medialen Berichterstattung“ sei eine „vermeintliche Wahrheit“ verbreitet worden. Und: "Der Wissenschaftler fühlt sich an den Relotius-Skandal erinnert:"
Er ist mit seiner Kritik nicht alleine:
"Auch die Philosophin Maria-Sibylla Lotter, die an der Ruhr-Universität Bochum lehrt, hält die Recherche für ein ,eher abschreckendes Beispiel für manipulativen Journalismus, der Gutes will, aber Schlechtes schafft – nämlich zur politischen Polarisierung und zum Vertrauensverlust in die Medien beiträgt‘."
Der Bericht der WELT ist hier abrufbar:
Dr. Carsten Brennecke: „Die Wahrnehmung und Einordnung des Correctiv-Berichts hat sich somit zwischen der Veröffentlichung bis zum Jahrestag um 180 Grad gedreht. Kein einziger Presseartikel verteidigte den Bericht zum Jubiläum. Viele Berichte, wie die eben ausschnittsweise zitierten Berichte, ziehen ein verheerendes Fazit, da der Correctiv-Bericht die Glaubwürdigkeit des deutschen Journalismus nachhaltig beschädigt habe.“